Prozessziele, die besseren Ziele?

Die Saison neigt sich dem Ende zu und damit entstehen für die einzelnen Teams ein paar Möglichkeiten hinsichtlich dem Thema „Motivation“:

  • Die Mannschaft spielt noch um die Meisterschaft, den Aufstieg oder den Klassenerhalt. Das heißt also es sind eindeutige Ergebnis(-ziele) vorhanden. Um die entsprechende Motivation der Spieler sollte man sich also keine Sorgen machen müssen.
  • Das Team kann sein Ergebnisziel noch erreichen (z.B. ein Platz im einstelligen Tabellenbereich). Auch hier sollte die Motivation entsprechend hoch sein, es sei denn für einen Teil deiner Spieler ist dieses Ziel nicht wichtig oder interessant genug.
  • Deine Mannschaft hat ihr Ergebnisziel schon jetzt, ein paar Runden vor Schluss, erreicht. In diesem Fall wird die Motivation für die kommenden Spiele eher leiden. Als Dortmund zum Beispiel ein paar Runden vor Schluss schon fix Meister war, verloren sie Spiele die sie ohne diese Tatsache vermutlich nicht verloren hätten.
  • Ihr Team hat, wie meines zum Beispiel, schon vier Runden vor Schluss keine realen Chancen mehr ihr Ergebnisziel zu erreichen. Wohl das worst case Szenario unter den vorgestellten Punkten, denn in diesem Fall wird die Motivation vermeintlich gegen Null gehen.

Des Rätsels Lösung: Prozessziele.

Ich möchte vorher noch einen kurzen Blick auf die Definition von Ergebniszielen werfen. Ergebnisziele beschreiben, was erreicht werden soll. Also zum Beispiel: Unser Team erreicht einen Platz unter den ersten fünf in der Tabelle, oder unser Team erreicht in dieser Spielzeit 45 Punkte. Der Vorteil dieser Ergebnisziele ist, dass sie ganz klar messbar sind. So kannst du am Ende der Saison ganz klar überprüfen ob du unter den ersten fünf gelandet bist oder nicht. Oder aber auch ob dein Team die 45 Punkte erreicht hat oder nicht.

Quelle: http://www.flickr.com/photos/10584185@N03/2786108451/ Fotograf: sharon.schneider, http://www.flickr.com/photos/10584185@N03/

Aber was genau sind Prozessziele jetzt eigentlich?

Während Ergebnisziele zeigen, was erreicht werden soll, beschreiben Prozessziele wie das Ergebnis erreicht werden soll. Es ist aber ohne weiteres möglich, Prozessziele auch ohne ein Ergebnisziel zu definieren. Und genau diese Situation kann ich mir zu nutze machen, wenn mein Team seine Ergebnisziele schon erreicht, oder aber auch verfehlt hat.

In Fall meines Teams, haben wir unser Ergebnisziel verfehlt. Hinzu kommt, dass eine handvoll Spieler bereits jetzt wissen, dass sie den Verein verlassen werden oder müssen. Die Motivation jetzt noch hoch zu halten, ist also ein extrem schweres unterfangen für mich als Trainer. Es gibt jetzt drei Möglichkeiten:

  1. Wir lassen die Saison langsam ausklingen und nehmen die verbleibenden vier Spiele nicht mehr so ernst.
  2. Ich setze mich mit meiner Mannschaft zusammen und definiere neue Ergebnisziele.
  3. Gemeinsam mit dem Team planen wir noch ein gemeinsames Prozessziel, das wir erreichen wollen.

Nun Punkt 1 kommt für mich absolut nicht in Frage, denn entweder ich bringe etwas ordentlich zu Ende, oder ich lasse es ganz. Punkt 2 ist meines Erachtens nicht mehr sinnvoll. Unser Ziel war ein Platz unter den ersten Sechs, ob wir jetzt 9. oder 11. werden ist zwar nicht ganz egal, aber auch nicht wirklich wichtig. Bleibt also Punkt drei übrig.

Denn was mir in unserer Situation wirklich am Herzen liegt ist, dass wir in den letzten Runden noch an unseren Schwächen, sowohl individuell wie auch als Mannschaft arbeiten. Und dafür sind Prozessziele genau das Richtige. Welches Prozessziel es werden wird kann ich erst nach der Spielerbesprechung heute Abend sagen. Denn solche Entscheidungen treffe ich immer mit der Mannschaft, schließlich soll sie sich ja auch damit identifizieren können.

Das Problem der Überprüfbarkeit von Prozesszielen und die dazugehörige Lösung werde ich im nächsten Artikel vorstellen.

Quelle: Integratives Mentaltraining im Sport von Amler, Bernatzky, Knörzer

 

 

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