Stehzeiten – ich hasse sie!

Ich sehe gerne anderen Trainern bei der Arbeit zu, denn ich bin der Meinung man kann von jedem etwas lernen. Aber in letzter Zeit fällt mir immer öfter auf, dass die Stehzeiten der Spieler zunehmen. Das geht natürlich zu lasten der Ausbildung, vor allem im Nachwuchs.

Ich möchte in diesem Beitrag die Ursache von Stehzeiten auf den Grund gehen und Alternativen, bzw. Lösungsmöglichkeiten herausarbeiten.

Warum entstehen Stehzeiten?

  • Wichtigster Grund ist für mich, dass die meisten Trainer nur sehr mangelhaft vorbereitet in das Training gehen. Viele denken sich vermutlich das Trainingsprogramm erst am Weg zum Platz aus. Natürlich ist das nicht wirklich ideal, weil eventuelle Probleme beim Übungsablauf erst bei der Übung sichtbar werden.
  • Der eine oder andere Trainer möchte alles gut Überblicken, damit er Undiszipliniertheiten gleich im Blick hat.
  • Viele Trainer unterbrechen das Training zu oft, um zu korrigieren. Im Prinzip natürlich richtig, nur wird dadurch der Übungsfluss unterbrochen und bis die Übung dann wieder läuft, kommt oft schon die nächste Unterbrechung.
  • Die Übung ist zu schwierig, daher passieren viele Fehler und dadurch kommt die Übung gar nicht ins Laufen. Viele Trainer laufen dann wie ein wild gewordenes Rumpelstilzchen über den Platz und schnauzen Spieler an, die Fehler machen. Aber auch dadurch gibt es keine Verbesserung, denn„zu schwer, bleibt zu schwer“.
  • Einige der Spieler sind zu schwach und „stören“ so die Übung.
Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

Lösungsvorschläge:

  • Eine optimale Vorbereitung auf das Training ist unumgänglich. Ich plane das Training für die kommende Woche immer im voraus. Meistens setze ich mich sonntagabends hin und plane die Einheiten für die kommende Woche.
    Bei neuen Übungen versuche ich immer, diese im Kopf durchzudenken. So kann ich im Vorfeld schon mögliche Probleme eruieren. Außerdem kann ich abschätzen mit wie vielen Spielern diese Übung optimal funktioniert.
    Tipp: Optimale Trainingsvorbereitung beugt Stehzeiten vor.
  • Viele Trainer wollen immer alles im Blickfeld haben und machen daher statt mehreren Gruppen nur eine. Aber dadurch werden Undiszipliniertheiten eigentlich erst provoziert. Denn die entstehen erst dadurch, dass sich die Spieler fadisieren.
    Sind meine Spieler gefordert, kommen sie erst gar nicht auf dumme Ideen. Außerdem kann der Trainer, bei einer optimalen Position, trotzdem den Großteil der Übungen überwachen.
    Tipp: Viele kleine statt eine große Gruppe.
    Gerade Koordinations-, Technik- und Schussübungen lassen sich in 2-4 Kleingruppen viel besser trainieren, als in einer großen Gruppe. Mit dem massiven Vorteil, dass die einzelnen Spieler auch wesentlich mehr Ballkontakte haben und dadurch der Lernfortschritt verbessert wird.
  • Korrigieren ist gut und wichtig, aber nicht ununterbrochen. Auch hier ist die Vorbereitung extrem wichtig. Als Trainer sollte ich mich immer fragen, was ich mit der geplanten Übung eigentlich erreichen will. Ich möchte das in einem Beispiel näher erläutern: Nehmen wir an mein Trainingsschwerpunkt ist der Torabschluss. Die Übung umfasst ein Zuspiel über zwei Stationen mit anschließendem Torabschluss. Ziel der Übung ist es den Torabschluss zu verbessern, also warum coachen dann viele Trainer das schlechte Passspiel, das mangelnde  in den Ball gehen, oder eine mangelhafte Ballmitnahme?
    Ja natürlich, auch diese Punkte sind wichtig, aber sie sind im Moment nicht Trainingsschwerpunkt. Also coache ich diese Punkte erst wenn die Übung läuft, oder eben einfach gar nicht. Zumindest coache ich sie so, dass der Übungsablauf nicht ununterbrochen ins Stocken gerät.
    Tipp: Coache nach deinem Trainingsschwerpunkt, oder dem Ziel der Übung.
  • Es ist sicherlich jedem Trainer schon einmal passiert, dass er den Schwierigkeitsgrad der Übung falsch eingeschätzt hat und seine Spieler damit überfordert waren. Eigentlich ist das relativ leicht zu erkennen, denn wenn sogar Spieler die normalerweise gut und fehlerfrei arbeiten, Probleme damit haben, dann liegt der Fehler nicht bei den Spielern sondern bei mir als Trainer.
    Tipp: Vereinfacht Übungen, mit denen eure Spieler überfordert sind.
    Dazu ist es wichtig, die Ursache der vielen Fehler zu erkennen und diese zu beheben. Viele Übungen lassen sich leicht vereinfachen. Sollte das nicht möglich sein, dann mache ich eben eine andere einfachere Übung, die meine Spieler besser beherrschen.
  • Welcher Trainer kann kein Lied davon singen? Die vorbereitete Übung ist für die Schwächeren unter meinen Spielern zu schwer und für die Besseren zu leicht. Hier ist Trainingsplanung wichtig. Auch hier heißt das Schlagwort „Gruppentraining“. Die meisten Übungen lassen sich im Schwierigkeitsgrad leicht verändern. Für die besseren mache ich eine anspruchsvollere, für die weniger guten eine etwas leichtere Variante der selben Übung. Und schon sind wieder alle Spieler gefordert und nicht über- oder unterfordert.
    Tipp: Gruppentraining nach Schwierigkeitsgraden.

Ganz werden sich Stehzeiten sicher nicht vermeiden lassen, aber mit der richtigen Planung und einigen Kniffen lassen sie sich auf ein Minimum reduzieren. So hat jedes Training nicht nur einen optimalen Lernerfolg für deine Spieler, sondern fördert auch die konditionellen Fähigkeiten.

Solltest du weitere Tipps zur Vermeidung von Stehzeiten haben, dann hinterlass doch einfach einen Kommentar.

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